Aceto
balsamico
Der berühmte Balsamessig aus Italien muss nicht unbedingt
in der Flasche sein. Unter der Bezeichnung Aceto balsamico kann
auch ein Billigprodukt verkauft werden, das weder ein natürliches
Konzentrationsverfahren hinter sich hat, noch die Hochwertigkeit
der traditionellen Essigspezialität erreicht.
Um aus einem billigen Essig einen Aceto balsamico zu machen, darf
mit Zucker-Couleur gearbeitet werden. Das gibt ihm Aussehen und
Anmutung des echten Balsamessigs mit auf den Weg ins Verkaufsregal.
Nur wenn auf dem Etikett "Aceto balsamico tradizionale"
und die Bezeichnung "Aceto balsamico di Modena" oder
"Aceto balsamico di Reggio Emilia" steht, darf man sicher
sein, echten Balsamessig in der Flasche zu haben.
Aldi-Prosecco
Den Experten kam es von Anfang an merkwürdig vor: Im Supermarkt
wurde der italienische Schaumwein zu Preisen unter zwei Euro verkauft
- damit lag der Endverbraucherpreis unter den Herstellungskosten
für eine Flasche. Wie konnte das funktionieren? Ganz einfach:
In den Flaschen war gar kein Prosecco.
Ermittlungen der italienischen Kontrollbehörden ergaben,
dass billiger Schaumwein aus unterschiedlichsten Regionen als
Prosecco verkauft wurde - Etikettenschwindel bei den Billigheimern.
Etwa fünf Millionen Flaschen des Schwindel-Proseccos hatten
die Aldi-Lieferanten in Umlauf gebracht. Aldi nahm den Schaumwein
eiligst aus den Regalen, die Verantwortlichen der Zuliefer-Kellereien
wurden zu Freiheitsstrafen verurteilt.
"Aus
eigener Herstellung"
Gebäck aus eigener Herstellung verspricht: Hier backt der
Bäcker und Konditor noch nach eigenem Rezept - schön
wär's ...
Auch die Bezeichnung "aus Meisterhand" besagt nicht,
dass der Kuchen, die Pralinen oder das Gebäck aus der Backstube
eines besonders begabten Handwerkers stammen.
Einstiegspreise
Günstige Einstiegspreise locken den Kunden an, erst mit den
Folgeverkäufen wird ihm das Geld aus der Tasche gezogen -
eine beliebte Methode der Preispsychologie. Nassrasierer gibt's
zum Schleuderpreis, das Geld wird mit den teuren Ersatzklingen
verdient. Anderes Beispiel: Spielekonsolen! Mit dem alleinigen
Verkauf der Geräte machen Microsoft, Sony und Nintendo in
der Regel Verluste. Gewinne werden über teure Zubehör-Artikel
oder Spiele erzielt.
Fruchtjoghurt
Sind wirklich Früchte drin? Wenn man sich allein auf die
Bezeichnung verlässt, kann man nicht sicher sein. Man muss
schon genauer aufs Etikett schauen.
Mindestens sechs Prozent Früchte müssen es sein, wenn
beim Joghurt der Verpackungshinweis "mit Früchten"
genannt wird. Der Vermerk "Fruchtzubereitung" auf dem
Etikett besagt, dass der Joghurt mindestens 3,5 Prozent Früchte
enthalten muss. Und Fruchtaroma bedeutet nichts anderes, als dass
der Geschmack an Früchte erinnert - mehr aber auch nicht.
Das
Produkt braucht in dem Fall keine Früchte zu enthalten. Die
Aromastoffe, die verwendet werden, um dem Joghurt einen entsprechenden
Geschmack zu verleihen, müssen selber auch nicht einmal aus
Früchten hergestellt worden sein. Häufig werden Aromastoffe
aus so artfremden Ausgangsstoffen, wie Holzspänen oder Mikroorganismen
produziert.
Gebrochene
Preise
Grundsätzlich halten Verbraucher gebrochene
Preise für wesentlich günstiger. Genau aus diesem Grund
gibt es in kaum einem Supermarkt runde Preise. Kostet ein Produkt
1,99 Euro statt 2 Euro, greifen die Kunden schneller zu. Die Wirkung
lässt sich noch wesentlich verstärken, wenn mit den
Ziffern vor dem Komma gespielt wird. 99,95 wirken bei einem Kunden
deutlich billiger als 100,95 Euro - auch wenn die Ersparnis gerade
mal einen Euro beträgt.
Honig
Häufig stimmt der Inhalt nicht mit dem überein, was
die Etiketten versprechen. Das fand die Stiftung Warentest im
Frühjahr 2004 heraus.
Von 34 Produkten erhielten 18 das Prädikat "mangelhaft
wegen unzutreffender oder irreführender Bezeichnungen. In
neun Fällen war der Inhalt falsch gekennzeichnet. Weder handelte
es sich wie aufgedruckt um Wild- und Wiesenblütenhonige,
noch waren die versprochenen Blüten-, Tannen- oder Akazienhonige
im Glas.
Komplettpreise
Auch so genannte Paketpreise werden von Kunden billiger empfunden,
als sie eigentlich sind. Ein Dreierpack Joghurt für 1,49
gilt als Angebot. Der einzelne Joghurt für 50 Cent wird dagegen
als teuer angesehen, obwohl der Verbraucher unter dem Strich nur
einen Cent spart.
"Kontrollierter
Anbau"
Jeder Landwirt kontrolliert den Anbau auf seinen Feldern
ganz egal, ob es sich dabei um Bio-Anbau, um Gen-Food oder um
Früchte und Getreide handelt, die unter Verwendung von Pestiziden
und Kunstdünger produziert wurden.
Die Angabe aus kontrolliertem Anbau verpflichtet die Produzenten
zu nichts. Es klingt gut, suggeriert besondere Sorgfalt beim Anbau
und verspricht höhere Preise beim Verkauf.
Lachsforelle
Mit echtem Lachs hat diese Forelle nur einen Teil des Namens und
die Farbe gemeinsam. Der Rest ist Forelle pur.
Damit die sonst eher kleinen, zarten Regenbogenforellen auch von
ihrer Statur her mit echtem Lachs konkurrieren können, werden
sie mit Kraftfutter aufgepäppelt. Farbstoffe im Power-Futter
sorgen gleichzeitig mit dafür, dass das weißliche Forellen-Fleisch
die typische Lachs-Farbe annimmt. Und schon ist nach ein paar
Monaten Mast aus der Forelle eine Lachsforelle geworden.
Mozzarella
Traditionell besteht dieser Käse aus Büffelmilch, wird
von Hand geknetet und zu Kugeln geformt. Viel zu viel Aufwand
für Ware, die im Supermarkt nur wenige Euros kosten darf.
Die handelsübliche Standardware wird mittlerweile großindustriell,
fast vollautomatisch hergestellt und besteht aus Kuhmilch. Auch
wenn die italienisch anmutende Aufmachung der Verpackung eine
original italienische Spezialität verspricht, so kann die
weiße Käsekugel durchaus aus einer norddeutschen Großmolkerei,
aus Sachsen oder aus Bayern stammen. Die EU hat nichts dagegen.
Trotz
Massenproduktion darf sich der industriell hergestellte Mozzarella
mit dem EU-Gütesiegel "Garantiert traditionelle Spezialität"
schmücken. Der wahre, echte, nach traditionellem Rezept hergestellte
Weichkäse aus Italien hat nur noch einen Marktanteil von
15 Prozent.
Olivenöl
extra vergine
Unter dieser Bezeichnung darf nur das beste, geschmacklich feinste
Olivenöl verkauft werden. Strenge EU-Verordnungen sollen
sicherstellen, dass die Anforderungen eingehalten werden.
Trotzdem haben die amtlich anerkannten Olivenöltester des
Bayrischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
bei verschiedenen Tests von 2002 bis 2004 von 63 extra-vergine-Olivenölen
25 als falsch etikettiert beanstandet. Die Olivenöle entsprachen
nicht den Anforderungen, die an extra-vergine-Öle gestellt
werden.
Ein
anderer Olivenöl-Test der Handelskammer Florenz im Auftrag
von "Merum", "Stern", "Slow Food-Magazin"
und "ZDF.umwelt" brachte ein weiteres, erschreckendes
Ergebnis: Von 19 extra-vergine-Ölen, gekauft in deutschen
Supermärkten, wurde 14 als nicht ausreichend qualifiziert.
In
Heft 10/2005 prüfte Stiftung Warentest 26 Öle - mit
unerfreulichem Ergebnis. Neun Öle erwiesen sich als "mangelhaft"
und sind in der Güteklasse "nativ extra" fehl am
Platz. Bei vielen waren Geruch und Geschmack nicht in Ordnung
(fast jede zweite erhielt nur "ausreichend", insgesamt
sieben waren einer (verbotenen) Wärmebehandlung unterzogen
worden, um z.B. muffige Öle zu "verbessern", und
einige Öle wiesen gesundheitlich bedenkliche Weichmacher
auf (besonders das Gut & Gerne Olivenöl). Nur noch "befriedigend"
bzw. "ausreichend" sind die bislang guten Öle von
Aldi.
Backwaren
aus Fertigteigmischungen
...oder
aus vorgefertigten Tiefkühl-Teiglingen dürfen sich ebenso
wie echte Backspezialitäten ganz legal mit der Auszeichnung
"aus eigener Herstellung" schmücken.
Premiumlachs
Alles was hochpreisig verkauft werden soll, schmückt sich
mit der Bezeichnung "Premium". Es suggeriert, dass es
sich bei dem Produkt um ein ausgesuchtes, erstklassiges Erzeugnis
handelt - aber es besagt faktisch nichts.
Premium ist eine Erfindung von Marketing- und Verkaufsstrategen
und kein amtliches Gütemerkmal.
Preisdarstellung
Alleine durch die grafische Darstellung der Preise schafft es
der Handel, dass wir schneller zugreifen. Das beginnt mit der
Schriftgröße: Große Preisangaben wirken immer
günstiger als kleine. Mit Reizworten wie "Aktionspreis,
"Mitnahmepreis oder "Dauerniedrigpreis wird
der Effekt verstärkt. Zusätzlich wählen Händler
für gelungene Darstellungen Signalfarben. Mit Schildern oder
Schriften in leuchtenden Gelb-, Grün- oder Rottönen
wird eine zusätzliche Aufmerksamkeit erzielt.
Preisbarriere
Für einige Produkte gibt es feste Preisvorstellungen in den
Köpfen der Verbraucher. Werden diese durchbrochen, so sinken
die Verkäufe drastisch. Bestes Beispiel: Benzinpreise! Dass
Verbraucher für einen Liter Super teilweise über 1,30
Euro bezahlen mussten, waren sie gewohnt. Ob der Sprit nun 1,32
Euro oder 1,38 Euro kostet, spielt auch keine entscheidende Rolle
mehr. Kritisch ist jetzt aktuell das Durchbrechen der 1,40-Euro-Grenze.
Bleibt der Preis längere Zeit über 1,40 Euro, so setzen
sich Verbraucher eine neue Preisbarriere und gehen wieder weniger
sparsam mit Benzin um.
Der
Handel ist bemüht, die Barrieren nicht zu durchbrechen. Macht
er es doch, ist genau kalkuliert, wann sich die Verbraucher eine
neue Preisbarriere setzen.
Preislawinen
Händler wissen nur allzu genau, wie
Kunden auf Preisänderungen reagieren und setzen dies sehr
gezielt ein. Eine Preissenkung findet meistens in mehreren kleinen
Schritten statt. Eine mehrmalige Preissenkung stößt
auf positive Kundenresonanz. So bleibt dem Kunden in positiver
Erinnerung, dass der Preis mehrmals gesenkt wurde. Über die
Höhe selbst verliert er sehr schnell den Überblick.
Preisvergleiche
Um Preise vergleichen zu können, suchen sich Kunden einen
Referenzpreis. Das weiß auch der Handel und kommt dem Verbraucher
entgegen - er liefert den Referenzpreis gleich mit. Das beginnt
mit dem simplen Durchstreichen der alten Preise, um handschriftlich
einen günstigeren Preis drunterzuschreiben. So kann der Kunde
besser vergleichen.
Sehr
erfolgreich ist der Lieblingstrick der großen Elektronikketten.
Diese vergleichen ihren Angebotspreis mit der Unverbindlichen
Preisempfehlung des Herstellers (UVP). Da wird beispielsweise
ein DVD-Player für 49 Euro angeboten. Da die UVP bei 99 Euro
liegt, spart der Kunde satte 50 Euro. Ein Schnäppchen also,
oder? Kein Verbraucher bekommt mit, dass der DVD-Player - wenn
überhaupt - nur für kurze Zeit zu 99 Euro in den Handel
kam und praktisch jeder Händler das Gerät für 49
Euro verkauft.
Rabatte,
Rabatte, Rabatte
Ähnlich wie Ziffernfolgen wirken sich Rabattfolgen auf das
Kaufverhalten aus. Wenn ein Kunde fünf Prozent Aktionsrabatt,
drei Prozent Treuerabatt und zwei Prozent Sonderrabatt eingeräumt
bekommt, so wirkt das günstiger als ein Rabatt von zehn Prozent.
Entscheidend ist: Der Kunde ist in dem Glauben, einen dreifach
reduzierten Preis zu bezahlen. Die wahre Höhe des Rabatts
wird zweirangig.
Warnung
vor
Schlankarznei
Apotheken
warnen vor den im Internet beworbenen chinesischen Schlankheitsmitteln
"Evolution Slim & Slender" und "LiDa Dai Dai
Hua Jiao Nang". Die Präparate dürfen nicht gehandelt
werden. Die angeblich rein pflanzlichen Arzneien enthalten laut
Tests im Zentrallabor Deutscher Apotheker den synthetischen Wirkstoff
Sibutramin, der Herzerkrankungen provozieren und den Blutdruck
erhöhen kann
Signalartikel
Wenige Artikel reichen oft aus, um ein Geschäft günstig
oder teuer wirken zu lassen. Artikel, die sich oft verkaufen,
werden daher zu möglichst niedrigen Preisen angeboten
teilweise werden diese Waren mit einem kalkulierten Verlust verkauft.
In Supermärkten sind das beispielsweise Milch und Butter,
Elektronikketten locken mit günstigen CDs und DVDs, Drogerien
mit unschlagbar billigen Fotoabzügen. Sind Signalartikel
günstig, hält der Kunde auch den Rest der Waren für
preiswert.
Wimperntusche
Die
Qualitäten der 15 von Stiftung Warentest untersuchten Mascaras
lagen relativ nahe beieinander. Und ob wasserfest oder nicht -
die Tuschen wurden von den Testerinnen meist problemlos vertragen.
Nur in einzelnen Ausnahmefällen kam es zu leichtem Augenbrennen
oder zu Rötungen, was aber nur von kurzer Dauer war. Riskante
Schadstoffe, wie Schwermetalle, Nickel, Chrom oder krebserregende
Nitrosame wurden überhaupt nicht oder nur in vernachlässigbaren
Spuren gefunden.
Eine
gute Wimperntusche darf ruhig preiswert sein. Die beste im Test,
Nivea Beauté Max Volume Waterproof, gibt´s
für 8,50 Euro (8 ml), die "gute" der Luxusmarke
Dior dagegen kostet 23,50 Euro bei nur 6,2 ml. Die Tuschen von
Aldi und Rossmann erreichten nur ein "Ausreichend",
da sie im mikrobiologischen Test nicht überzeugen konnten.
Ziffernfolgen
Für eine größere Beachtung
bei Kunden sorgen Preise mit absteigenden (5,43 Euro) oder gar
konstanten Ziffernfolgen (9,99 Euro). Noch drastischer wirkt der
Effekt bei großen Summen. Der wirkliche Unterschied zwischen
8.762 Euro und 8.798 Euro beträgt gerade einmal 36 Euro.
Im Verhältnis ist das wenig, rein psychologisch fällt
der Preis sehr viel günstiger aus.
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